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Psychologische Beratung vs Coaching: zentrale Unterschiede

Psychosoziale Beratung und Coaching: Unterschiede und Gemeinsamkeiten

Psychosoziale Beratung und Coaching: Unterschiede und Gemeinsamkeiten

Im Alltag und in den Medien verwenden die meisten Menschen die Begriffe psychosoziale Beratung und Coaching gleichbedeutend. Setzen Sie sich intensiver mit dem Thema Beratung auseinander, erkennen Sie allmählich, dass Coaching und psychosoziale Beratung keineswegs dasselbe sind. Doch wo genau liegen die Unterschiede? Wie lässt sich Coaching von psychologischer Beratung abgrenzen und was bedeuten diese Unterschiede für die Berater:innen im jeweiligen Bereich? Und in welcher Beziehung stehen beide Professionen zur Psychotherapie? 

Ein äusserst wichtiges und spannendes Thema, das wir hier näher beleuchten.

Coaching – Eigeninitiative und der Drang zur beruflichen Weiterentwicklung

Im Coaching stehen individuelle Themen im Fokus, die in engem Zusammenhang mit dem Beruf und der Karriere stehen. Coach:innen entwickeln zum Beispiel gemeinsam mit ihren Kund:innen eine Strategie, um eine berufliche Veränderung zu realisieren. Berater:innen im Coaching begleiten ihre Kund:innen durch den Veränderungsprozess und greifen Themen aus dem Privatleben auf, wenn diese eng mit dem beruflichen Weg zusammenhängen. Coach:innen fungieren als Zuhörer:innen und Gesprächspartner:innen. Sie bieten keine Lösung, sondern begleiten Kund:innen auf ihrem Weg der Selbstreflexion und stossen Verhaltensänderungen an. Die Basis für die Zusammenarbeit ist der Aufbau einer vertrauensvollen und belastbaren Beziehung.

Methoden im Coaching

Klassische Coaching-Methoden wie Gesprächsführung nach Carl Rogers oder tiefenpsychologische Ansätze haben ihre Wurzeln in den psychotherapeutischen Schulen. Trotzdem ist Coaching keine Therapie, denn das Angebot richtet sich an gesunde Personen. Die Methoden werden vor allem eingesetzt, um das Selbstmanagement zu verbessern, neue Kommunikationsstrategien zu lernen oder die berufliche Rolle zu reflektieren.

Wer profitiert von einem Coaching?

Die Dienstleistung von Coach:innen nehmen in der Regel Personen mit Führungsaufgaben in Anspruch. Eine angeleitete Selbstreflexion und das Spiegeln spezifischer Muster, besonders in Konfliktsituationen, empfinden die Kund:innen als sehr hilfreich. Meist fehlt Führungskräften der Blick auf sich selbst. Sie kämpfen sich durch den Berufsalltag und sabotieren sich mit destruktiven Verhaltensweisen oder Einstellungen. 

Urs R. Bärtschi, einer der erfolgreichsten Schweizer Business-Coaches weiss aus jahrzehntelanger Erfahrung, dass Coaching-Prozesse sehr zielorientiert ablaufen. Die Kund:innen sind zufrieden, wenn ihr Alltag wieder funktioniert, sie die betriebswirtschaftlichen Leistungsziele erreichen oder ihre Karriere vorantreiben. Der Aufbau einer gesunden Work-Life-Balance steht insofern auf der Coaching-Agenda, wenn er dazu dient, die berufliche Performance zu optimieren.

Eine tiefenpsychologische Bearbeitung der thematisierten Probleme wird selten in Betracht gezogen.

Psychosoziale Beratung: Krise, nicht Krankheit

Im Gegensatz zum Coaching kommt die psychologische Beratung in Lebensphasen zum Einsatz, die mit grossem Leidensdruck einhergehen, jedoch (noch) nicht den Kriterien einer psychischen Erkrankung entsprechen.

Sie haben vielleicht schon selbst erlebt, wie belastend zum Beispiel eine Ehekrise, eine schwierige Trennung, Probleme im Job oder ein Todesfall im persönlichen Umfeld sein können. Solche Situationen führen nicht selten zu emotionalen Krisen. Psychologische Berater:innen unterstützen gesunde Personen in solchen Momenten. Dabei nimmt die psychosoziale Beratung Lebensthemen wie Übergänge und Umbrüche, den Umgang mit Verlusten sowie damit verbundene berufliche Fragestellungen in den Blick.

Im Vergleich zum Coaching nehmen Individualpsychologische Berater:innen neben ihrer Rolle als Zuhörer:in und Begleiter:in eine direktive Position ein: Sie bieten konkrete Interventionen an mit den Ziel, das Verhalten ihrer Klienten zu erweitern und flexibler zu gestalten. Der Beziehungsaufbau und das Spiegeln des Klienten sind dafür genauso notwendig.

Klient:innen in der psychologischen Beratung erleben eine krisenhafte Phase, sie sind jedoch nicht psychisch erkrankt. Aus diesem Grund ist die psychosoziale Beratung keine Kassenleistung.

Die Vorteile einer psychologischen Beratung

Die Kosten einer psychosozialen Beratung werden von den Klient:innen privat getragen. Daraus ergeben sich jedoch zahlreiche Vorteile:

1. Keine Auseinandersetzung mit der Krankenkasse

Psychiater, Psychotherapeuten und Psychologen arbeiten in der Regel mit Krankenkassen zusammen. Die Kassen übernehmen die Behandlungskosten und fordern dafür zahlreiche Informationen wie Diagnosen, Medikation und Krankschreibungen.

Psychosoziale Berater:innen arbeiten vollkommen eigenständig, deshalb unterliegen sie der absoluten Schweigepflicht auch gegenüber den Krankenkassen. Nehmen Personen das Angebot einer psychologischen Beratung in Anspruch, wird dies nicht vermerkt. Datenschutz und absolute Vertraulichkeit stehen an oberster Stelle.

2. Kurze Wartezeit

Psychiater, Psychotherapeuten und Psychologen haben meist eine Warteliste. Sie erhalten erfahrungsgemäss drei bis vier Wochen nach dem Erstkontakt einen Platz für regelmässige Gespräche. Bei einer psychologischen Beratung können Sie nach dem Erstgespräch direkt loslegen.

3. Freie Wahl des psychosozialen Berater:in

Krankenkassen vergeben eine regional begrenzte Anzahl an Zulassungen. Das bedeutet: Sie können nur zugelassene Therapeuten und Ärzte aufsuchen, damit die Kasse die Behandlungskosten übernimmt.

Bei der Wahl von psychologischen Berater:innen sind Sie vollkommen frei. Die passende Beratungsperson finden Sie zum Beispiel im Beratungsverzeichnis der Akademie für Individualpsychologie. Alle Berater:innen wurden in der Akademie ausgebildet und tragen die Berufsbezeichnung «Individualpsychologische/r Berater/in AFI». In einem Telefonat können Sie eine erste Einschätzung vornehmen und sich für die Beratungsperson entscheiden, die Ihnen am besten zusagt. 

4. Mitspracherecht während der Dauer der Beratung

Eine Beratungseinheit dauert in der Regel 60 Minuten. Gemeinsam mit der Beratungsperson entscheiden Sie, wie viele Sitzungen die Beratung dauert.

Die psychologische Beratung: Inhalt und Ablauf

In einem Erstgespräch besprechen Berater:in und Klient:in gemeinsam den Inhalt und Ablauf. Die aktuelle Fragestellung spielt dabei die zentrale Rolle. Die Beratungsperson verfügt über die notwendige Kompetenz, um den Klient:innen eine Strategie vorzuschlagen und kann aufgrund ihrer umfassenden Ausbildung auf problematische Handlungsmuster hinweisen, um gemeinsam mit den Klient:innen günstigere Alternativen zu entwickeln.

Sie interessieren sich für eine Ausbildung als psychosoziale/r Berater/in?

Die Ausbildung an der Akademie für Individualpsychologie ist von der SGfB anerkannt und entspricht dem konkreten Anforderungsprofil von psychosozialen Berater:innen.

Am Ende der Ausbildung erhalten sie das Zeugnis «Dipl. Individualpsychologische Beraterin AFI / Dipl. individualpsychologischer Berater AFI» ab. Damit erwerben Sie die offizielle Berechtigung, den Beratungsberuf auszuüben.

Mit zusätzlichen Qualifikationen wie Berufserfahrung, Supervision, Lehrsupervision, eigener Erfahrung als Klient:in und einem entsprechenden Prüfungsdossier können Sie sogar zur höheren Fachprüfung (HFP) zugelassen werden.

Welche Voraussetzungen sollte ich mitbringen?

Beratungspersonen sollten offen dafür sein, ihre eigene Lebensgeschichte aufzuarbeiten. Dafür gibt es gute Gründe:

Jedes Thema, das geklärt ist, steigert ihr Wohlbefinden und sorgt für inneren Frieden und psychische Stabilität. Die langjährige Erfahrung zeigt, dass Menschen, die Schwierigkeiten verdrängen oder vor sich herschieben, in den ungünstigsten Momenten von ihrer Lebensgeschichte eingeholt werden. Meist ist eine akute Krise der Auslöser und stellt die Betroffenen vor die Aufgabe, gleich zwei Fragestellungen zu bearbeiten. Die eigene Lebensgeschichte proaktiv zu klären und sich mit den Lebensfragen auseinanderzusetzen wirkt als stabiler Faktor.

Für psychologische Berater:innen gilt dies in besonderem Masse: Sie brauchen ein gewisses Mass an innerer Stabilität, um andere Menschen durch Krisen erfolgreich zu begleiten. Gleichzeitig sorgt die Aufarbeitung der individuellen Lebensgeschichte dafür, dass sie problematische Muster bei ihren Klient:innen klarer erkennen. Aspekte, die Berater:innen selbst verdrängen, können sie dem Gegenüber nicht spiegeln.

Eine mehrjährige Ausbildung bis zum eidgenössisch anerkannten Abschluss «Berater:in im psychosozialen Bereich mit eidg. Diplom» vermittelt den Beratungspersonen alle erforderlichen Kompetenzen inklusive Selbsterfahrung. Wichtige Details zu Ausbildung und Berufsprüfung erhalten Sie hier auf unser Website. 

Gerne informieren wir Sie vor Ort im Rahmen unserer regelmässig stattfindenden Informationsveranstaltungen. Wir freuen uns darauf, Sie persönlich kennenzulernen. Die aktuellen Termine finden Sie hier

 

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