Lebenskrisen und Sinnkrisen erfolgreich meistern – durch psychosoziale Beratung
Ehrlicherweise gibt es heute mehr als genug Gründe, um den Sinn des Lebens in Zweifel zu ziehen. Dazu zählen die spürbaren Klimaveränderungen, die Angst, dass künstliche Intelligenz den eigenen Arbeitsplatz gefährdet und der Krieg in Europa. Kommen zu den allgemeinen Krisen noch persönliche Schwierigkeiten hinzu, sind ein Burnout oder psychische Schwierigkeiten nicht mehr auszuschliessen.
In diesem Beitrag möchten wir Ihnen zwei Dinge näherbringen:
- Warum Menschen in Lebens- und Sinnkrisen besonders von der individualpsychologischen Beratung profitieren.
- Wie Sie als Berater/-in selbst von der Individualpsychologie profitieren und Ihre Resilienz stärken.
- Wie Sie Personen in Lebenskrisen noch besser unterstützen können.
Los geht’s!
Lebens- und Sinnkrisen: der Lauf des Lebens
Niemand wünscht sich eine Krise und doch trifft die meisten Menschen im Laufe ihres Lebens eine solche Erfahrung. So wie Thomas. Er ist 48 Jahre alt und leitet eine Bankfiliale in Bern. Als er zum ersten Beratungstermin erscheint, wirkt er hoffnungsvoll-skeptisch und erschöpft.
Thomas S.: vom Banker zum individualpsychologischen Berater
Thomas S. erzählt: „Ich bin nicht sicher, ob ich hier richtig bin. Mein Arzt sagt, dass ich kurz vor einem Burnout stehe. Organisch bin ich soweit gesund. Ich habe bereits zwei Coachings und eine Lebensberatung aufgesucht, wirklich helfen konnte mir bisher niemand. Verstehen sie mich nicht falsch. Die beiden Coachinnen und auch der Berater waren sehr engagiert. Leider fühlte ich mich nur kurzfristig besser, die negativen und belastenden Gefühle und Selbstzweifel kehrten nach zwei bis drei Wochen wieder zurück. Ich fühle mich immer noch sehr erschöpft.“
Auf die Frage nach den möglichen Ursachen antwortet er: „Seit einigen Jahren zweifle ich immer wieder an meinem Job. Der Kontakt zu anderen Menschen – auch zum Team – nimmt kontinuierlich ab. Ich verwalte Computerdaten und soll versuchen, immer noch mehr Arbeitsplätze einzusparen. Die Technik übernimmt immer mehr Aufgaben. Das ist an sich in Ordnung. Doch die Stimmung in der Bankfiliale kippt, meine Mitarbeiter fühlen sich verunsichert und stehen unter einem gewaltigen Leistungsdruck. Ich spüre das sehr deutlich und kann an der Entwicklung doch nichts ändern. Wenn überhaupt komme ich zum Einsatz, wenn Verträge nicht verlängert werden oder ich über Versetzungen verhandeln muss. So habe ich mir meine Arbeit nicht vorgestellt. Meine Beziehung leidet auch darunter. Ich verbringe viele Abende im Büro oder zuhause am PC und überlege mir Möglichkeiten, mein Team zu schützen. Da sind junge Menschen dabei, die haben gerade eine Familie gegründet und eine Wohnung oder ein Haus gekauft. Ausserdem frage ich mich, wie lange mein Arbeitsplatz noch existiert.“
Psychosoziale Beratung als ganzheitlicher Ansatz
Der individualpsychologische Berater erklärt Thomas seine Arbeitsweise.
„Ihre Situation ist belastend und schwierig. Da müssen wir nichts beschönigen. Gut, dass Sie sich Unterstützung holen, auch wenn sie bisher nicht den gewünschten Erfolg gezeigt hat. Meine Praxiserfahrung zeigt, dass die Individualpsychologie in ähnlichen Fällen sehr gute Ergebnisse erzielen konnte.
Mein Vorschlag wäre: Wir beide finden gemeinsam heraus, was Sie ursprünglich an der Arbeit in der Bank fasziniert hat und welche Fähigkeiten Sie besonders entfalten. Damit wir ein klareres Bild von Ihrer Persönlichkeit gewinnen, würde ich mit Ihnen gerne den GPI durchführen. Das ist ein Testverfahren, das die Grundrichtungen der Persönlichkeit analysiert.
Ihr Thema werden wir nicht innerhalb von zwei Sitzungen lösen. In der psychosozialen Beratung auf der Basis der Individualpsychologie geht es darum, Ihre inneren, grundlegenden Motive aufzuspüren und zu reflektieren. Nur so können wir eine Strategie für Sie entwickeln, die Sie langfristig zufriedenstellt.“
Lebenskrise und Neustart: erkennen, wachsen und entwickeln
Thomas erklärt sich mit dem Vorschlag einverstanden. Das GPI-Ergebnis zeigt, dass die Tendenz zur Geschäftigkeit und Freundlichkeit bei Thomas stark ausgeprägt ist. Er sucht nach Erfolg und Anerkennung, arbeitet hart dafür. Die eigenen Belastungsgrenzen ignoriert er regelmässig. Die Grundrichtung Freundlich spielt ebenfalls eine zentrale Rolle. Thomas hat eine sehr soziale Ader und braucht trotz seines Ehrgeizes eine harmonische Umgebung. Zudem sind ihm die Menschen um ihn herum sehr wichtig und er fühlt sich verantwortlich.
Für Thomas ist das Testergebnis stimmig und nachvollziehbar.
Ein Beratungsziel besteht folglich darin, Thomas Kräftetank zu füllen und ein Hobby zu finden, wo er sich zufrieden, entspannt und glücklich fühlt. Thomas erzählt, dass er als Jugendlicher viele Stunden in der Werkstatt seines Onkels verbrachte und restaurierte hingebungsvoll alte Möbelstücke. Schon bei dem Gedanken an diese Zeit glänzen seine Augen.
Er verlässt die erste Sitzung mit mehreren Vorhaben: er wird sich online und offline nach einem passenden alten Möbelstück umsehen und seine Garage vorübergehend als Werkstatt nutzen. Mit seiner Partnerin wird er einen Jour fixe vereinbaren, an dem sie gemeinsam entspannen und geniessen.
Diese Veränderungen sollen sein Energieniveau und seine Lebensfreude steigern, um die nächsten Schritte zu gehen.
Sinnkrise bewältigen: so unterstützt individualpsychologische Beratung
Nachdem Thomas S. die ersten Schritte erfolgreich gegangen ist, konzentriert sich die Beratung auf seine tiefe Sinnkrise.
Er erkennt sein Hauptmotiv für die Berufswahl: Er wollte Menschen dabei unterstützen, ihre Ziele zu verwirklichen. Gleichzeitig sollte der Beruf ihm ein hohes Einkommen, sowie eine angesehene Position einbringen. Die Rahmenbedingungen in den vergangenen Jahren grenzten diese Vorstellungen zunehmend ein. Darüber hinaus verlor die Finanzbranche zunehmend an Ansehen.
Die positiven Lebensbedingungen von Thomas mit seinen Zielen und Herzensanliegen konnten von ihm nicht mehr erreicht werden. Damit sank seine Zufriedenheit und wich zunehmend einer tiefen Unzufriedenheit mit gleichzeitiger Mobilisation all seiner Kräfte um gegenzusteuern. Mit wenig Aussicht auf Erfolg. Dies sind Bedingungen, welche kräfteraubend und seelisch zutiefst entmutigend wirken. Dies erkannte sein Berater.
Der individualpsychologische Berater schafft zudem mit Gleichwertigkeit eine Basis für die weitere Zusammenarbeit. Thomas trifft hier auf ein wohlwollendes Gegenüber, das ihm auf Augenhöhe begegnet. Thomas S. fühlt sich ernst genommen und in seiner Situation gesehen. Der Berater erzeugt eine ermutigende Atmosphäre, ein Gefühl des Ermöglichens. Trotz seiner Erschöpfung spürt Thomas in sich neue Kraft aufsteigen.
Diese Erfahrung teilen viele Ratsuchende mit ihm. Keine Frage: Berater/-innen und Coach/-innen aller Schulen wissen, dass Menschen in Krisen Mut brauchen und einen Weg finden müssen, der ihrer Persönlichkeit entspricht. Der Unterschied liegt in der Gewichtung: Alfred Adler, der Begründer der Individualpsychologie, erkannte als erster das enorme Entwicklungspotenzial und die Einzigartigkeit jedes Menschen. Ausserdem war er sich bewusst, welch grossen Einfluss Minderwertigkeitsgefühle auf das Leben jedes Einzelnen ausüben. Ermutigung, das gelebte Miteinander auf Augenhöhe, die Fähigkeit jedes Menschen sich zu einer selbstbestimmten Persönlichkeit zu entwickeln und die Möglichkeiten zur Veränderung in sich zu finden, stellte er ins Zentrum seines Ansatzes.
Adlers Konzept hat sich über die Jahrzehnte derart bewährt, dass viele Berater/-innen seine Erkenntnisse nutzen – zum Teil ohne es zu wissen. Individualpsychologisch Beratende sind sich der Theorien Adlers bewusst und wenden sie gekonnt an.
Das liegt einmal an der Ausbildung selbst. Ermutigung, gelebte Gleichwertigkeit und die Arbeit an sich selbst, stehen an der Akademie für Individualpsychologie im Fokus. Berater/-innen erwerben einen fundierten theoretischen Rahmen und arbeiten intensiv an und mit ihrer Persönlichkeit. Andererseits vermittelt die Ausbildung folgendes: Beratungspersonen können nur den Ratsuchenden wirklich weiterhelfen, denen sie ihn der Entwicklung einen Schritt voraus sind. Erfolgreiche Beratung lebt von der Entwicklung und Reife der Berater-Persönlichkeit.
Beratungspersonen als lebendige Vorbilder
Thomas, der Filialleiter aus unserem Beispiel, erkennt in seinem Berater ein Vorbild. Er fühlt sich gesehen und ermutigt, seine berufliche Position zu hinterfragen. Im Laufe des Prozesses äussert er den Wunsch, selbst eine Ausbildung zum psychosozialen Berater nach Individualpsychologie zu absolvieren. Er möchte sein Team vor Ort unterstützen, neue Wege zu beschreiten, auch wenn das bedeutet, dass sie die Filiale verlassen. Da seine Ausbildung einige Zeit dauert, findet er gemeinsam mit seinem Berater eine Übergangslösung: Er lädt individualpsychologische Berater/-innen zu Workshops in die Bank ein.
Er selbst erkennt, dass sein Prozess ihm hilft, sich auf die eigene berufliche Veränderung vorzubereiten. Thomas geht davon aus, dass er mit seinem Abschluss den Sprung in die Selbstständigkeit als Coach wagen wird.
So stärken Berater/-innen ihre Resilienz – und führen eine erfolgreiche Praxis
Die Ausbildung in individualpsychologischer Beratung ist anspruchsvoll. Doch der Einsatz lohnt sich. Menschen im fortgeschrittenen Alter berichten häufig, wie sie aus den Erfahrungen der Vergangenheit gelernt haben. („Wenn ich das damals schon gewusst hätte!“) Aktiv an der eigenen Persönlichkeit zu arbeiten, verschafft ihnen hier einen Entwicklungsvorsprung, Sie stärken Ihre Resilienz.
Anders ausgedrückt: Sie warten nicht ab, bis ein kritisches Lebensereignis Sie ins Wanken bringt, sondern setzen sich freiwillig mit ihrem Lebensweg auseinander. Damit stehen Sie nicht nur fest im Leben, sondern können in Ihrer Praxis viele Ratsuchende noch besser unterstützen. Authentisch und nachhaltig.
Individualpsychologsiche/r Berater/-in werden: auf zum nächsten Schritt!
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