Psychosoziale/r Berater*in - die wichtigsten Fragen (FAQ)
Hier finden Sie eine Zusammenstellung bzw. Informationen zu häufig gestellten Fragen (FAQ), sowohl rund um die Ausbildung zum/zur psychosozialen Berater*in und ebenso, was Klienten in einer Beratung erwartet.
Höhere Fachprüfung HFP
Mit diesem Abschluss werden Sie zu den Expert*innen ihrer Berufswelt gehören und den geschützten Titel «Beraterin bzw. Berater im psychosozialen Bereich mit eidgenössischem Diplom» tragen. Die höhere Fachprüfung HFP ist vergleichbar mit der früheren Meisterprüfung. Die höhere Fachprüfung qualifiziert Berufsleute als Experten und Expertinnen in ihrem Fachbereich. Die Zulassungsbedingungen zur HFP entnehmen Sie bitte der Prüfungsordnung der der SGfB.
Die 3-jährige Ausbildung zum/zur Individualpsychologischen Berater*in kann Ihr Start auf dem Weg zur Berufsprüfung HFP werden.
Was bedeutet ein eidgenössisches Diplom?
Eidgenössische Diplome werden vom Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI) nach einer bestandenen höheren Fachprüfung (HFP) erteilt. Voraussetzung für die Zulassung zur Prüfung ist meist ein Fähigkeitszeugnis (EFZ), d.h. eine abgeschlossene Berufsprüfung BP (eidg. Fachausweis) sowie eine mehrjährige Berufserfahrung.
Was macht ein/e psychosozialer Berater*in
Die psychosoziale Beratung ist eine professionelle Beratung, die Klienten in ihren verschiedenen Lebensbereichen, Lebensaufgaben und Lebensphasen unterstützt und begleitet. Dabei stehen, nebst den Ressourcen, die Muster und persönlichen Überzeugungen der Klienten im Zentrum. Ziel ist die Förderung und Erreichung der persönlichen Zufriedenheit und Selbstwirksamkeit.
Die Beratungsperson verfügt über eine umfassende persönliche, methodische und fachliche Kompetenz und über ein Diplom einer renommierten Ausbildungsstätte.
Wer bietet psychosoziale Beratung an?
Beraterinnen und Berater im psychosozialen Bereich arbeiten oft als Fachpersonen in psychologischen Beratungsstellen. Solche Beratungsstellen haben unterschiedliche Träger wie
- Behörden,
- Spitäler,
- Hilfswerke,
- Non-Profit- und Profit-Organisationen.
Oder sie arbeiten als selbstständig Erwerbende in eigener Praxis oder in Praxisgemeinschaften.
Eine Auswahl selbständig erwerbender Absolventen der Akademie finden Sie hier: https://akademie-individualpsychologie.ch/beraterinnen-afi/
Seit wann gibt es Psychosoziale Beratung?
Die Wiener Schulen (Freud, Adler und Frankl) bilden die Grundlagen für die Entwicklungen von Beratungskonzepten. Freuds Mittwochsgesellschaft kann als Geburtsstunde der Psychologie verstanden werden. Alfred Adler war zwischen 1902 und 1911 Mitglied dieser Mittwochsgesellschaft. In den wöchentlichen Sitzungen wurden Gedanken aus der Medizin, Psychologie und Philosophie zusammenführt. Die erworbenen Erkenntnisse bildeten eine wegweisende Grundlage für die Grundzüge der professionellen Beratung. Ab den 1920er-Jahren gab es in Wien ein vielseitiges Beratungsangebot. Vor allem die individualpsychologisch ausgerichteten «Erziehungsberatungsstellen» wurden breit genutzt.
Für Klienten: Was genau ist eine psychosoziale Beratung?
Eine psychosoziale Beratung ist eine fachliche Begleitung. Der Rat- und Hilfesuchende sucht auf eigenen Wunsch eine Beratungsstelle auf und arbeitet aktiv mit dem/der Psychosozialen Berater*in zusammen. Die Vertraulichkeit und die volle Verschwiegenheit des Beraters hinsichtlich dessen, was ihm anvertraut wird, ist selbstverständlich. Folgende Stichpunkte beschreiben die psychosoziale Beratung:
- Professionelle Beratung
- Lösungs- und ressourcenorientiertes Angebot für Einzelpersonen, Paare oder Familien
- Vielfältige Themenbereiche, wie z.B. Familien- und Erziehungsberatung, Laufbahnberatung, Trauerbegleitung, Veränderungsberatung, Vergangenheitsbewältigung, persönliche Entwicklung u.a.
- Problembewältigung, so dass der Klient seinen Alltag unter einem neuen Blickwinkel gestalten kann
- Verhilft dem Klienten, seine aktuelle Gefühlslage und sein Innenleben («psycho») besser zu verstehen und Handlungsmöglichkeiten zu finden, welche er in seinem Alltag und Umfeld gewinnbringend einsetzen kann («sozial»)
Die SGfB fördert die Professionalisierung der psychosozialen Beratung, die Verankerung des Berufsbildes in der Schweizerischen Bildungslandschaft, wie auch gesellschaftliche Entwicklungen, welche Auswirkungen auf die Beratung haben.
Für Klienten: Wann ist eine psychosoziale Beratung sinnvoll?
Die psychosoziale Beratung begleitet Menschen in Alltagsfragen. Durch ein Beratungsgespräch lassen sich neue Handlungsstrategien finden. Ein Blick auf das eigene Leben, zusammen mit einer Fachperson, ermöglicht einen Perspektivenwechsel und ist dann angebracht, wenn man merkt, dass man sich im Kreis dreht und wenn selbst keine Möglichkeiten zur Bewältigung einer Thematik mehr gefunden werden. Als betroffene Person kann man sich durch die eigene, innere Gefühlswelt gefangen fühlen. Die positive Wirkung einer Beratung hat schon Carl R. Rogers sehr treffend beschrieben:
«Wenn dir jemand wirklich zuhört, ohne dich zu verurteilen, ohne dass er den Versuch macht, die Verantwortung für dich zu übernehmen oder dich nach seinen Mustern zu formen – dann fühlt sich das verdammt gut an. Dann kann ich meine Welt mit neuen Augen sehen und weiterkommen.»
Eine psychosoziale Beratung ist freiwillig, mit dem Ziel, durch den Beratungsprozess eine Bewältigung der Problemstellung zu erarbeiten. Der psychosoziale Beratungsprozess vermittelt dem Ratsuchende Informationen und Fertigkeiten, um die aktuelle Situation angemessen meistern zu können. Die Methoden und Inhalte der Beratung werden dem Klienten und der eingebrachten Fragestellung angepasst.
Für Klienten: Wie verläuft eine psychosoziale Beratung?
Eine psychosoziale Beratung ist ein Begleitungsprozess unter vier Augen und untersteht der Schweigepflicht. Der/die Berater*in gestaltet die Beratungsbeziehung und arbeitet auf Augenhöhe mit dem Klienten.
In einem Erstgespräch wird das Anliegen umfassend dargestellt. Durch eine Anamnese werden die wichtigsten Eckdaten des Lebens erfasst. Tiefgehende persönliche Themen sind genauso möglich wie Hilfestellungen für ein aktuelles Problem. Vergangenheitsbewältigung und Persönlichkeitsentwicklung beeinflussen sich oft gegenseitig.
Auftraggeber ist der/die Klient*in und vereinbart die familiären und/oder persönlichen Beratungsziele gemeinsam mit der beratenden Person.
Der Berater bietet Hilfe zur Selbsthilfe an, wobei die Selbstverantwortung und die Mitarbeit der ratsuchenden Person im Zentrum stehen.
Psychosoziale Beratung gehört zu den Kurzzeitinterventionen. Das heisst, dass in der Regel nicht mehr als 10 Stunden Beratung für ein Thema vereinbart werden. Eine Sitzung dauert in der Regel 60 Minuten.
Für Klienten: Was kostet eine psychosoziale Beratung?
Psychosoziale Beratung wird (noch) nicht von der Krankenkasse übernommen. Die Abgeltung basiert auf dem Selbstzahler-Prinzip und ist regional unterschiedlich hoch. Selbstzahlern erscheinen die Honorare für eine Beratung zunächst vielleicht hoch. Bedenkt man jedoch, dass auch bei den Krankenkassen die üblichen Selbstbehalte und Franchisen zu bezahlen sind, so reduziert sich die Sache.
Die viel wichtigere Frage, die Sie sich stellen sollten: «Was passiert, wenn ich nicht handle?» «Welche Kosten kommen dann auf mich zu – zum Beispiel in den nächsten zehn Jahren?»
Körperliche Gesundheit, seelisches Wohlbefinden und Zufriedenheit im Job sind kostbare Güter. Es lohnt sich, ein Problem oder eine Fragestellung frühzeitig anzugehen. So spart man auf lange Sicht Geld und gewinnt unbezahlbare Lebensqualität.
Eine psychosoziale Beratung kostet je nach Qualifikation der Beratungsperson und der Region ca. CHF 120 bis 170 CHF pro Stunde. Diese Zahlen sind nur ein Richtwert.
Was ist die psychologische und philosophische Grundlage am AFI?
Weshalb wir mit der Individualpsychologie Alfred Adlers arbeiten:
Die Individualpsychologie des österreichischen Mediziners und Psychotherapeuten Alfred Adler (1870 – 1937) ist neben den Ansätzen von Carl Gustav Jung und Sigmund Freud eine der drei klassischen Richtungen der Tiefenpsychologie.
Ihre wichtigsten Elemente:
- Das positive Menschenbild. Adler sieht den Menschen als grundsätzlich veränderbar und betont zugleich die Selbstverantwortung: Wir alle sind frei, uns zu entwickeln, aber auch verantwortlich dafür, es zu tun.
- Der Mensch ist ein soziales Wesen. Wir möchten uns für die Gemeinschaft einsetzen und streben nach Anerkennung und Zugehörigkeit. Die Individualpsychologie steht so unter dem Leitstern von Demokratie und Humanismus.
- Der Mensch als Einheit. Anders als bei Freud bekämpfen sich nicht einzelne Anteile des Menschen gegenseitig. Jeder Mensch ist ein individuelles, unteilbares Ganzes. Körper und Geist bilden eine Einheit.
- Menschen sind gleichwertig. Machtgefälle lehnte Adler strikt ab, er ermutigte alle, sich gegenseitig auf Augenhöhe zu begegnen, z.B. auch in der Schule.
- Lebensstile. So nannte Adler individuelle Verhaltensweisen, die während des ganzen Lebens als persönliche Bewegungsgesetze erhalten bleiben – selbst, wenn sie von außen betrachtet wenig sinnvoll erscheinen. Menschen können sie ändern, wenn sie ihren individuellen Sinn erkennen, also die Gründe und Ziele des Verhaltens verstehen. Was zu neuer Handlungsfreiheit führt.
Wie kann ich psychosozialer Berater*in werden?
Verschiedene Institute und Schulen bieten die dreijährige Ausbildung in der Schweiz an.
Wichtig dabei ist auszumachen, welche Schule für Sie geeignet und damit die Richtige ist.
- Welche Grundidee steht hinter welchem Ausbildungsangebot?
- Entspricht sie Ihren Werten und Ihren Überzeugungen?
- Welcher Schulzyklus wird angeboten – passen die Ausbildungszeiten?
- Was ist alles in den Kosten enthalten – gibt es nicht sofort ersichtliche Mehrkosten?
- Fühlen Sie sich als Interessent*in gut aufgehoben?
Dann haben Sie Ihre Schule gefunden und eine Anmeldung weist Ihnen den weiteren Weg.
Welche persönlichen bzw. personale Kompetenzen braucht ein psychosozialer Berater*in?
Empathie, Respekt und Wertschätzung sind Basiskompetenzen, welche eine Beratungsperson für den Aufbau einer Beratungsbeziehung benötigt. Dazu braucht es Wohlwollen, Interesse und Freundlichkeit. Die grundsätzliche Anerkennung des Klienten ist die Basis für eine funktionierende Beratung. Die soziale Gleichwertigkeit ist die grundlegende Haltung dazu.
Als beratende Person sollten Sie Ihre eigenen Muster, Fallstricke und Grundideen zum Leben kennen. Wählen Sie eine Ausbildung, die auch Sie als Person fordert und fördert.
Wie werde ich eine gute psychosoziale Berater*in?
«Zu echter Kommunikation kommt es nur, wenn die Leute sich sicher fühlen,» sagt Ken Blanchard. Nur wenn sich der Klient verstanden fühlt, öffnet sich ein Fenster für ihn und er erkennt ähnliche und sich wiederholende Situationen. Sind Sie eine gesuchte Gesprächspartnerin in Ihrem privaten und beruflichen Umfeld? Dass Menschen sich Ihnen anvertrauen, ist eine gute und wichtige Grundvoraussetzung. Mögen Sie Menschen? Dann sind Sie auf einem guten Weg.
Aufmerksames Zuhören will gelernt sein. Prüfen Sie Ihre Bereitschaft, sich auf Ihr Gegenüber einzulassen. Sind Sie neugierig auf das, was der andere zu sagen hat?
Für eine produktive Gesprächsatmosphäre braucht es ein offenes Herz und einen offenen Geist, entspannte Konzentration und Vertrauen in Ihr Gegenüber. Erkennen Sie Störungen, die Sie beseitigen müssen?
Während der 3-jährigen Ausbildung am AFI lernen Sie die wichtigen Merkmale einer Beratungsbeziehung kennen:
- Klare Rollenverteilung: Berater / Klient;
- Arbeitsorientierung; Zeitliche Begrenzung;
- Die fünf Stufen einer Beratung
- Professionelles Setting, Allparteilichkeit (Verzicht auf persönliche Meinungen und Wertungen)
Wo werden meine spezifischen Fragen zur Ausbildung in psychosozialer Beratung beantwortet?
Gerne laden wir Sie zur Infoveranstaltung ein, welche regelmässig vor Ort durchgeführt wird. Die Institutsleiterin Ruth Bärtschi stellt die Ausbildung vor und beantwortet gerne Ihre individuellen Fragen.
Die nächsten Daten finden Sie hier: https://akademie-individualpsychologie.ch/infos/infoveranstaltungen-fortbildungen/
Nebst einer professionellen Präsentation haben Sie einen Einblick in die Schulungsräume, lernen das Konzept und die Methodik der Ausbildung kennen und können entscheiden, ob dies der passende Lehrgang Psychosoziale Beratung für Sie ist.
Für welche Berufsgruppen ist diese Weiterbildung geeignet?
Als wichtigste Voraussetzung für diesen schönen Beruf erachten wir das Interesse an Menschen und ihren Lebensfragen. Weshalb wir viele Studierende haben, welche in der zweiten Lebenshälfte eine neue Tätigkeit anstreben, die nichts mit ihrer bisherigen Tätigkeit gemeinsam hat. Oft ist dies ein langgehegter Wunsch, mit Menschen sinngebend unterwegs zu sein.
Es gibt zudem verschiedene Berufe, wo psychosoziale Kompetenzen wichtig und gefragt sind.
- Menschenorientierte Berufsbilder wie
- Fachpersonen der Gesundheit,
- Sozialarbeitende,
- Pädagogen oder Psychologinnen,
- und andere Expertinnen oder Experten der psychosozialen Arbeit.
Was bedeutet SGfB anerkannt?
Im Jahr 2006 wurde die Schweizerische Gesellschaft für Beratung (SGfB) gegründet. Die Akademie für Individualpsychologie wurde im 2007 als erstes Nicht-Gründungsmitglied in den Verein SGfB aufgenommen. In den vergangenen Jahren haben wir mehr als 200 Berater und Beraterinnen ausgebildet. Darauf sind wir stolz. Als Ausbildungsinstitut werden wir von der SGfB regelmässig auf die Ausbildungsqualität überprüft. Nach bestandener interner Diplomprüfung haben Sie die Möglichkeit, als Einzelperson eine Mitgliedschaft zu beantragen. Die SGfB repräsentiert psychologisch orientierte Beratungsrichtungen aus der Einzel-, Paar- und Familienberatung.