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Stress abbauen – Stresstyp erkennen und das Wissen im Alltag nutzen

Stress wirksam abbauen: Stresstyp identifizieren und massgeschneiderte Strategien nutzen

Stress wirksam abbauen: Stresstyp identifizieren und massgeschneiderte Strategien nutzen

Dieser Artikel der zweiteiligen Serie zum Thema «Stress sinnvoll und nachhaltig abbauen», den die Akademie für Individualpsychologie AFI zur Verfügung stellt, rückt die einzelne Person in den Vordergrund. Falls Sie den ersten Teil lesen möchten, klicken Sie bitte hier.

Wenn Sie mögen, denken Sie bitte kurz nach: Würden Sie sich als stressanfällig bezeichnen? Die Stressforschung zeigt, dass Menschen je nach Persönlichkeit, Erbanlage, Erziehung und Lebenserfahrung unterschiedlich auf Stress reagieren.

Das bedeutet: Sie sind Ihrem Stress nicht völlig ausgeliefert. Erlerntes Stressverhalten – zum Beispiel durch Erziehung oder Lebenserfahrung – kann wieder verlernt werden. Die Voraussetzung dafür ist die Reflexion des eigenen Verhaltens.

Jeder Mensch ist einzigartig. In Bezug auf den Umgang mit Stress kristallisieren sich trotzdem vier Verhaltensmuster oder Stresstypen heraus. Der Bestseller «Ich bin mein eigener Coach» gibt Ihnen dazu wertvolle Hinweise.

Vier Stresstypen: Orientierung für nachhaltigen Stressabbau

Die eigene Persönlichkeit ist ausschlaggebend dafür, wie Sie mit Stress umgehen. Auch das Erleben von Stress ist individuell: Ihre eigene Bewertung entscheidet, was Sie belastet und wie stark. Anders ausgedrückt: Nicht die Situation an sich löst Stress aus, sondern die individuelle Bewertung.

Die Stressforschung hat verschiedene Stress-Persönlichkeitstypen entworfen. Vier dieser Typen beschreiben wir hier. Sie wurden ausgewählt, weil sie sich für die Analyse der individuellen Stressverarbeitung sehr gut bewährt haben.  

Vier Stresstypen: Orientierung für nachhaltigen Stressabbau

1. Der Geschäftige – ständig in unermüdlicher Bewegung

Unermüdlich, tüchtig, ständig in Aktion – kennen Sie so eine Person? Sie spiegelt den Zeitgeist, ist rastlos und lebt ständig über ihre Kräfte.

Warum tut der Geschäftige das? Kurz und knapp: Er hat Angst vor dem Stillstand. Aktivsein vermittelt ihm das Gefühl von Wichtigkeit. Von Bedeutung und Überdurchschnittlichkeit.

Kommt er zur Ruhe, steigen Ängste in ihm auf: Habe ich nicht genug geleistet? Habe ich etwas vergessen? Statt die Stille dankbar anzunehmen, eilt der Geschäftige zurück an die Aktionsfront. Er ist überzeugt, dass sich ein Erfolgstyp jederzeit rastlos für seine Ziele einsetzt. Diese Überzeugung wird nicht infrage gestellt.

Viele Eltern trimmen das Leben ihrer Kleinsten auf Erfolgskurs. Nur messbare Leistungen werden belohnt und es gilt, um jeden Preis Aufmerksamkeit zu erhalten. So entsteht der weit verbreitete und problematischste Stresstyp unserer Zeit.

Dieser stressanfällige Mensch kennzeichnet sich durch folgendes Verhalten:

  • hohe Leistungsorientierung
  • grosses Verantwortungsbewusstsein
  • starke Identifikation mit der Arbeit
  • hohes Engagement: Mindestens 120 Prozent Einsatz

Der Geschäftige verausgabt sich oft bis zum Schluss, sein Leidensdruck ist meist gering. Auf den ersten Blick mag dies vorteilhaft erscheinen. Doch: Die Folgen treten nach jahrelangem Raubbau an der eigenen Person umso stärker auf. Dieser Stresstyp ist besonders anfällig für Burnouts, Herzinfarkte und Schlaganfälle. Sein Erkrankungsrisiko ist ungefähr doppelt so hoch wie im Durchschnitt der Bevölkerung.

2. Der Konsequente: Zufriedenheit ist (kaum) erreichbar

Er hat alles im Griff und unter Kontrolle – sich selbst genauso wie seine Umgebung. Er arbeitet methodisch, Abweichungen stören ihn. Er liebt die Ordnung und Übersicht.

Konsequente Stresstypen sind naturgemäss mit ihren Leistungen oder denen anderer nie ganz zufrieden. Es gibt immer noch eine höhere Stufe, näher an der Vollkommenheit. Sie teilen ihre Zeit gut ein, sind gewissenhaft und können vorausschauen und planen. Auf der anderen Seite setzen sie ihre Mitmenschen unter Druck.

Die eigene akribische Zeitplanung wird über den Haufen geworfen, weil der Konsequente mit dem Arbeitsergebnis nicht zufrieden ist. Immer und immer wieder feilt er an Details. Das kostet viel Zeit und Energie.

Warum kann er nicht anders? Er hat Angst vor Unsicherheit und dem Ausgeliefert sein.  Der Konsequente will alles unter Kontrolle haben, nur dann fühlt er sich sicher. Das Leben soll nicht ihn beherrschen, sondern er will das Leben beherrschen. All sein Streben geht auf dieses Ziel hin.

Bei Überlastung reagiert der Konsequente mit:

  • Zwangsverhalten
  • Unzufriedenheit
  • Wut
  • Im Zwischenmenschlichen mit Rückzug

 

3. Der Freundliche: Er tut alles, um gemocht zu werden

Er ist hilfsbereit, nachsichtig und immer freundlich. Er bekommt und gibt viel Zuneigung. Wenn der Nachbar Unterstützung braucht oder jemand im Freundeskreis Kummer hat – der Freundliche ist da.

Natürlich leistet er auch unbezahlte Überstunden für die Firma, selbst wenn die Familienarbeit in das Wochenende verschoben wird – der Freundliche nimmt sich für jeden und alles Zeit, selbst wenn er keine mehr hat.

Rein äusserlich ist ihm wenig anzumerken. Wo andere hektisch werden, bleibt er scheinbar gelassen. Er scheint so belastbar in sich ruhend, dass niemand ein schlechtes Gewissen hat, wenn man ihm noch mehr auflädt. Er macht auch noch gute Miene zum bösen Spiel, wenn ihm schon lange zum Heulen ist.

Warum kann er nicht anders? Er hat Angst vor Ablehnung. Die Furcht, nicht mehr gemocht zu werden, ist zentrales Thema des Freundlichen.

Bei anhaltendem Stress neigt der Freundliche zu folgenden Verhaltensweisen:

  • Rückzug in die Wortlosigkeit
  • radikaler Ausbruch aus der unhaltbaren Situation
  • psychosomatische Beschwerden

Die Betroffenen verhalten sich häufig angepasst. Sie weichen konfrontativen Auseinandersetzungen aus. Negative Gefühle werden unterdrückt, sie zeigen eine „Tendenz zur Selbstanschuldigung“.

Ihren Mitmenschen gegenüber verhalten sie sich meist freundlich, geduldig und erheben wenig Ansprüche. Menschen mit diesem Stressmuster sind kaum in der Lage abzuschalten. Sie bringen Probleme und Stresssituationen mit nach Hause, wälzen diese in der Nacht und „fressen sie häufig in sich hinein“.

4. Der Gemütliche – wenn die Freiheit bedroht ist

Er ist abwartend, ausgleichend und meist stressresistent. Der Gemütliche ist ein netter und «easy» Typ. Durch sein Zuwarten lässt er die Dinge oft lange schleifen, manchmal zu lange. Der dadurch entstehende Druck von aussen, engt ihn in seiner Freiheitsliebe ein.

Oft gelingt es dieser Personengruppe, positiv mit Stresssituationen umzugehen, weil sie ihr berufliches Engagement selbst bestimmen. Der Gemütliche kann gut entspannen und abschalten. Durch den erfolgreichen Umgang mit Stress sind diese Personen meist mit sich zufrieden, was wiederum ihre Resilienz und Gesundheit stärkt.

Seinem Umfeld tritt der Gemütliche meist ruhig und entspannt gegenüber. Er wirkt selbstsicher und ausgeglichen. Unter stressigen, meist von aussen gesteuerten Situationen zeigt er folgende Symptome:

  • abblockend
  • unnahbar
  • nach schnellen Lösungen suchend, die ihn sofort aus der Situation holen

Die Lösung liegt für den Gemütlichen daher darin, die stressige Tätigkeit oder Beziehung zu beenden. Für Aussenstehende ist dieses Verhalten meist nicht nachvollziehbar, es stiftet Verwirrung und zum Teil auch Unmut.

Wenn Sie mehr zu diesem Persönlichkeitsmodell erfahren möchten, so lassen Sie sich von einem GPI-Coach oder psychologischen Berater*In AFI (Link ) mehr über dieses Testverfahren erzählen. Oder Sie möchte eigene GPI® Master-Zertifizierung erwerben?

Stresssignale – so vermindern Sie Stress

Stresssignale – so vermindern Sie Stress

Wir wissen jetzt: Stress ist Teil des Lebens und bis zu einem gewissen Grad nützlich. Jede Stressreaktion besteht aus verschiedenen Phasen. Das Modell wurde von Hans Seyle entwickelt, die Details können Sie im ersten Teil dieser Themenserie nachlesen.

Die Stressreaktion bei hohem, aussergewöhnlichem Stress

Ein Ereignis tritt ein, das das normale Spannungsniveau überschreitet. Es folgt die Schockphase, der Organismus aktiviert die Alarmreaktion. Diese geht in die Widerstandsphase über – die Person setzt sich mit der Situation auseinander. Zum Schluss folgt die Erholungsphase. Der Körper regeneriert sich, kehrt in den Ausgangszustand zurück. Ist dies nicht möglich, kommt es zur Erschöpfung. 

Stellen Sie sich vor, Sie sitzen im Auto und fahren durch die Stadt. Die Strassen sind frei und Sie überlegen, was Sie abends unternehmen könnten. Aktuell befinden Sie sich innerhalb Ihres gewohnten Aktivitätsniveaus. Plötzlich kreuzt ein Fahrradfahrer wenige Meter vor Ihnen die Fahrbahn. Sie erschrecken (Schockphase) und treten so fest sie können auf die Bremse (Widerstand). Der Radfahrer scheint Sie nicht bemerkt zu haben, er setzt seinen Weg unbekümmert fort. Sie selbst halten inne und atmen tief durch. Sie sind erleichtert, dass Sie einen Zusammenstoss vermeiden konnten (Regeneration). 

Die Stressreaktion ist tief in unseren Genen verankert. Sie hat dafür gesorgt, dass der Homo Sapiens bis heute existiert. Wir können diesen Reflex also nicht einfach ausschalten. Doch wir entscheiden, wie weit sich die Stressreaktion aufschaukelt. Dafür braucht es Achtsamkeit und Selbsterkenntnis.

Stresssignale erkennen

Stress wirkt auf den gesamten Organismus. Bevor Sie weiterlesen, können Sie überlegen, woran Sie Stress bei sich oder anderen erkennen.

Die folgende Darstellung zeigt ein breites Spektrum von Stressreaktionen. Sie treten nicht bei allen Menschen und in allen Stresssituationen gleichermassen auf.

Auf der körperlichen Ebene führt die Stressreaktion zu

  • steigendem Blutdruck,
  • erhöhtem Puls,
  • flacherer Atmung,
  • trockenem Mund- und Rachenraum,
  • verspannter Muskulatur,
  • Haarausfall,
  • Infektionsneigung,
  • Störung der Sexualfunktionen (Potenzprobleme, Zyklusverschiebung)

Die Wahrnehmung und das Denken verändern sich ebenfalls. Die Betroffenen zeigen

  • verengte Wahrnehmung,
  • Konzentrationsverlust,
  • negatives Denken,
  • Unfähigkeit, Entscheidungen zu treffen,
  • Zerstreutheit,
  • Vergesslichkeit,
  • Grübeln

Auf der Gefühlsebene drückt sich Stress unter anderem durch folgende Merkmale aus:

  • Gereiztheit und Ungeduld,
  • ständiges Herumkritisieren,
  • innere Unruhe,
  • eisiges Schweigen,
  • Antriebslosigkeit,
  • plötzliche Erschöpfungsanfälle,
  • Schlafschwierigkeiten.

Unter Stress agiert ein Mensch anders als gewohnt. Die häufigsten Reaktionen sind:

  • Griff nach «einfachen Stresslösern» wie Zigaretten, Kaffee, Alkohol oder Zucker,
  • Spannung abbauen durch Unternehmen (Überaktivität),
  • Flucht in Müdigkeit (vorwiegend bei privaten Aktivitäten),
  • Ticks entwickeln (mit Füssen und Beinen wippen, mit den Fingern trommeln),
  • „Pannen“ und Unfälle (aggressiveres Fahrverhalten, Rücksichtslosigkeit, mangelnde Konzentration),
  • vermehrtes Geldausgeben,
  • Grimassenschneiden (auf den Lippen kauen, Stirn und Nase runzeln, Blinzeln),
  • übersteigertes Sexualverhalten (zwanghaftes Ablenken und Sich-beweisen-müssen).

Stress reduzieren: Ihre persönlichen Stressoren identifizieren

Jetzt geht es darum, Ihr individuelles Stresserleben zu verstehen.

Die folgenden Fragen unterstützen Sie dabei. Wenn Sie mögen, nehmen Sie sich einige Minuten Zeit und notieren Sie die Antworten.

  • Welche Situationen im Alltag erleben Sie als besonders stressig?
  • Was genau belastet Sie im jeweiligen Augenblick?
  • Wie reagieren Sie auf die einzelnen Stresssituationen?

Stress reduzieren: Ihre persönlichen Stressoren identifizieren

Wenn Sie nun Ihre Notizen betrachten, werden Sie erkennen, wie viele unterschiedliche Strategien Sie täglich nutzen, um Stress zu reduzieren. Ihre Aufzeichnung zeigt ausserdem, dass nicht jede Reaktion zum gewünschten Ziel führt und es Situationen gibt, denen Sie mehr oder weniger hilflos gegenüberstehen.  

Im nächsten Schritt geht es darum, konstruktive Strategien zur Stressbewältigung kennenzulernen.

Wege der Stressbewältigung

Grundsätzlich lassen sich zwei Wege zum Stressabbau unterscheiden: körper- und problemorientierte Techniken.

1. Körperorientierte Techniken zum Stressabbau

Die erste Kategorie umfasst alle Ansätze der körperlichen Spannungsregulation. Die Konzepte vermitteln, wie eine Person die autonom ablaufende Stressreaktion beeinflussen kann und in die Erholungsphase überführt.

Die bekannteste Technik ist wohl die Progressive Muskelentspannung nach Jacobson. Aber auch Atemübungen und moderate Bewegung ganz allgemein reduzieren Stress merklich. Wissenschaftlich sind diese Tatsachen gut belegt, doch unterschätzen die meisten Menschen ihre Bedeutung für den Alltag. Probieren Sie es gerne aus: Gehen Sie eine halbe Stunde spazieren und achten Sie darauf, wie Sie sich vor und nach der Runde an der frischen Luft fühlen.    

2. Problemorientierte oder langfristige Stressbewältigung

Methoden dieser Kategorie versuchen, die Stresssituation selbst zu verändern oder den Umgang der Person mit der als stressig empfundenen Umstände zu optimieren. Dadurch wird der Organismus grundsätzlich stressresistenter, also resilienter.

Wir haben für Sie die wirksamsten dieser Strategien zusammengestellt.

Positive Selbstgespräche

Wissenschaftler schätzen, dass jeder Mensch täglich zwischen 3000 und 5000 kurze Selbstgespräche führt. In dem inneren Dialog wird bewertet, kritisiert, geprüft, verworfen, aber auch gehofft. Wie in einer Endlosschleife laufen die gleichen Sequenzen ab – und mit ihnen die entsprechende Stimmung und Körperreaktion.

Die meisten Selbstgespräche laufen automatisch ab. Sie sind zur Gewohnheit geworden – das gilt für hilfreiche und blockierende Dialoge gleichermassen. Die Selbstgespräche sind so vertraut, dass es schwer fällt, sie zu erkennen. Wenn Sie jedoch ihr Kommen und Gehen wie auf einer Bühne beobachten, kristallisiert sich das zugrundeliegende Muster heraus.

Um den irrationalen, ungesunden Dialogen auf die Spur zu kommen, haben sich folgende Fragen als sehr nützlich erwiesen:

  • War die Situation wirklich so, wie ich sie erlebt und gesehen habe
  • Teilen andere Beteiligte mein Erleben, meine Sichtweise?
  • Stimmt meine Bewertung der Situation mit denen anderer überein?
  • Hilft mir die Art, wie ich die Situation erlebt und bewertet habe, ausgeglichener zu werden, oder steigt mein Stresslevel dadurch?

Sobald Sie einen destruktiven Dialog erkennen, können Sie ihn verändern. Negative Aussagen, wie «das gelingt mir sicher nicht» können Sie durch ein «Das schaffe ich!» ersetzen. Mut machende Selbstaussagen funktionieren, wenn sie realistisch und angemessen formuliert sind. Der Satz „Ich mache sicher keine Fehler“ ist an dieser Stelle also unangebracht, da Sie ihn wahrscheinlich selbst nicht glauben.

Freude und Lebensgenuss wiederentdecken

Ein wichtiger Schritt zu einer neuen Lebensqualität besteht darin, die alltäglichen Beschäftigungen so zu ordnen, dass dabei Freude und Genuss entstehen kann. Für viele Menschen ist der (soziale) Druck oft so stark, dass sie nicht mehr erkennen, welche Elemente ihres Lebens sie tatsächlich geniessen und welche Stress erzeugen.

Lenken Sie die Aufmerksamkeit gezielt auf genussfördernde Reize. Aktivieren Sie Ihre persönlichen – vielleicht in Vergessenheit geratenen – Strategien für den Umgang mit Belastungen. Dazu zählt zum Beispiel Musik hören oder selbst zu musizieren, Malen, Sport treiben oder der Kontakt zu Freund/-innen. Überlegen Sie, wie Sie bisher oder früher versucht haben, mit Stress umzugehen.

Nein-Sagen lernen

Geben Sie die Vorstellung auf, Sie müssten es allen recht machen. Hören Sie stattdessen mehr auf sich selbst. Es allen recht zu machen ist eine Kunst, die niemand beherrscht. Wagen Sie zur rechten Zeit, nein zu sagen. Womöglich erkennen Sie hinter dem Wunsch ein grosses Bedürfnis nach Harmonie. Ein „Nein“ würde die Harmonie stören. Überlegen Sie: Wenn Sie zu oft ja statt nein sagen, schaden Sie Ihrem inneren Gleichgewicht und langfristig auch der Beziehung. Suchen Sie stattdessen nach guten Kompromissen.

Stress reduzieren durch Gesprächspartner

Holen Sie sich Unterstützung, wenn Sie selbst nicht vorwärtskommen. Damit sparen Sie Zeit und Nerven – und Sie erkennen, dass Sie nicht alleine sind. Überlegen Sie, woher Ihre Überbelastung kommt und wer Sie in dieser Situation am besten unterstützen könnte. Vielleicht möchten Sie mit Ihrem besten Freund oder der besten Freundin reden. Es kann auch sein, dass Ihnen eine gemeinsame Jogging-Runde oder ein Besuch im Lieblingsrestaurant weiterhelfen.

Weniger ist mehr

Planen Sie fixe Ruhephasen in Ihrem Alltag ein, die auch in Ihrem Kalender stehen.

Erfahrungsgemäss steigert das Aufschreiben die Chance, dass Sie die Pausen auch einhalten. Sie können die Zeit im Notfall als Puffer nutzen, falls sich Termine verschieben oder eine unerwartete Aufgabe auf Sie zukommt.

So bleiben Sie innerlich entspannt, weil Sie wissen, dass Sie nicht in Zeitnot geraten.

Schreiben ist nachhaltig

Schreiben Sie sich stichwortartig die hilfreichen Strategien zum Stressabbau auf, die Sie bereits verwenden und die Sie neu für sich lernen. Erinnern Sie sich daran, was Sie schon alles geschafft haben, und seien Sie sich Ihrer Stärken bewusst.

Wichtig ist auch, die eigenen Wünsche schriftlich festzuhalten. Zu schnell gehen sie im täglichen Trubel unter. Die folgende Übersicht kann Ihnen dabei helfen

Ich möchte mal wieder…

☐ etwas mit meinen besten Freunden unternehmen, z.B. mit ……….

☐ mit jemandem, der mir nahesteht, ins Kino, Theater, Konzert gehen, und zwar am liebsten mit ……….

☐ eine Ausstellung besuchen, einen Vortrag anhören, am besten am ……….

☐ malen, selbst musizieren, mich handwerklich betätigen ……….

☐ mich völlig anders als bisher einkleiden, und zwar in Richtung ……….

☐ etwas in meiner Wohnung/Umgebung verändern, z.B. ……….

☐ mich selbst belohnen für ………. oder mir gezielt ein Lob und Bestätigung einholen von ……….

☐ mir etwas besonders Schönes gönnen, z.B. ……….

☐ schmusen, kuscheln, mir sinnliche Erregung gönnen ……….

☐ etwas für mich ganz „Untypisches“ machen, z.B. ……….

☐ eine liegen gebliebene Tätigkeit ganz in Ruhe, langsam, ohne Ablenkung beenden

☐ mir einen schönen Blumenstrauss auf den Schreibtisch stellen

☐ mich mit einem angenehmen Duft umgeben: duftende Blüte, Parfüm, Duftöl im Zimmer

☐ in Ruhe ganz allein die Natur geniessen

☐ mir Zeit dafür nehmen, private Gedanken aufzuschreiben oder einen Brief an ………. zu schreiben

☐ mir allein einen besonderen Tee zubereiten oder ein köstliches Essen für mich und … kochen

aus: KRETSCHMANN, R. (Hrsg. 2000): Stressmanagement für Lehrerinnen und Lehrer. Beltz Verlag, Weinheim und Basel, S. 163.

Stress reduzieren in akuten Phasen – konkrete Übungen

Stress reduzieren in akuten Phasen – konkrete Übungen

Zugegeben, es klingt etwas paradox: Nehmen Sie sich Zeit für die folgenden Übungen, auch wenn Sie sich so gestresst fühlen, dass Sie meinen, für „gar nichts mehr Zeit zu haben“.

Sie müssen die Stressursachen erkennen, um den Stress gezielt zu reduzieren. Wenn Sie die Übungen durchführen, profitieren sie mehrfach – gesundheitlich, leistungsmässig und sogar im Hinblick auf Ihre Lebensqualität. 

Übung 1: Blick hinter die Kulissen

Erkennen Sie die Stressoren im Alltag. Halten Sie Ihre Beobachtungen detailliert in einem Stresstagebuch fest. Notieren Sie darin sowohl starke Stresssituationen als auch kleine, stressige Begebenheiten: Führen Sie beispielsweise eine Störung bei Ihrer Zeitungslektüre ebenso auf wie den grossen Streit mit einem Kollegen.

Beobachten Sie sich selbst etwa zwei bis drei Wochen lang.

Für diese Bestandsaufnahme ist alles wichtig. Folgende Fragen können hilfreich sein:

  • Welche Situationen, Ereignisse oder Personen lösen bei Ihnen Stress aus?
  • Wie äussert sich die Stressreaktion?
  • Wie stark empfinden Sie den Stress?

Je genauer Sie über Ihre Stressfaktoren Bescheid wissen, desto gezielter können Sie bei der Stressminimierung vorgehen. Nutzen Sie Ihr Stresstagebuch als Erinnerungshilfe.

Übung 2: Stressoren einschätzen

Schreiben Sie auf ein grosses Blatt Papier in die Mitte das Wort „Stress“. Die Mitte steht für das grösstmögliche Stressgefühl, das Sie haben. Nach aussen zu den Rändern hin nimmt der Stress ab.

Tragen Sie auf diesem Blatt alles ein, was Stress bei ihnen auslöst. Je stressiger Sie eine Situation, Tätigkeit oder Person empfinden, desto näher an der Mitte notieren Sie dieses Wort. Nachdem Sie die Stressfaktoren identifiziert haben, können Sie nun gezielt effektive Gegenmassnahmen einleiten.

Dazu gehen Sie folgendermassen vor:

Notieren Sie auf einem grossen Blatt die Stressfaktoren, die Sie bearbeiten wollen. Daneben schreiben Sie die Massnahmen, die Sie ergreifen wollen. Legen Sie in dem Plan ausserdem fest, in welchem Zeitraum Sie welche Massnahme konkret umsetzen werden.

Übung 3: Handlungsmuster analysieren und anpassen

Nehmen Sie wieder ein grosses Blatt zur Hand. Beschreiben Sie eine konkrete Stresssituation und richten Sie Ihr Hauptaugenmerk auf die Situation, die Sie am meisten belastet. Beschreiben Sie Ihre

  • Gedanken,
  • Gefühle und
  • konkrete Reaktionen

in Stichworten.

Wenn zu allen drei Punkten Stichworte gefunden haben, treten Sie einen Schritt zurück und reflektieren Sie Ihr Verhalten. Was wollen Sie ändern?

Viel Erfolg dabei!

Nachhaltig Stress abbauen: der Aktionsplan

Setzen Sie Ihren Aktionsplan beständig um. Und nehmen Sie nach Ablauf der ersten vier Wochen Ihre persönliche Stresskarte wieder zur Hand. Freuen Sie sich über das Erreichte und wenden Sie sich den nächsten Stressfaktoren zu, die Sie reduzieren wollen.

Gelangen Sie zu der Einschätzung, dass sich Ihre Situation erheblich verändert hat, erstellen Sie zuvor eine neue Karte. Auf diese Weise bekommen Sie Ihren Stress schrittweise, aber nachhaltig in den Griff.

„Das Leben ist kurz, weniger wegen der kurzen Zeit, die es dauert, sondern weil uns von dieser Zeit fast keine bleibt, es zu geniessen“. (Jean-Jacques Rousseau)

Übrigens: Falls Sie noch tiefer in das Thema eintauchen oder andere Menschen auf ihrem Entwicklungsweg begleiten möchten, werfen Sie doch einen Blick auf das Kursangebot der Akademie für Individualpsychologie: hier und hier. Wir freuen uns auf Sie!

 

Autor: Urs R. Bärtschi

 

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