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Von Selbstoptimierung, Persönlichkeitsentwicklung und dem ewigen Glück der Freiheit

Von Selbstoptimierung, Persönlichkeitsentwicklung und dem ewigen Glück der Freiheit

Das Glück steht direkt vor der Tür. Je nachdem, wen Sie fragen, ist es ganz einfach, sein Glück zu finden. Tatsächlich kann jeder frei sein, wenn er es will. Doch das Umlegen eines Schalters reicht dafür nicht aus. Alfred Adler, der Begründer der Individualpsychologie, hat sich mit persönlichen Veränderungen sein Leben lang beschäftigt. Und er hat Methoden weitergegeben, die dabei helfen können. Man kann es also sehr wohl schaffen. Was dafür notwendig ist, lesen Sie in diesem Artikel. Selbstoptimierung Individualpsychologisch betrachtet.

Von Selbstoptimierung, Persönlichkeitsentwicklung und dem ewigen Glück der Freiheit

Erfolg durch Gleichförmigkeit?

Eine wohl niemals abschliessend beantwortete Frage lautet: Sind wir frei oder vorbestimmt? Ist alles vorherbestimmt, könnten wir eigentlich auf jegliches Tun verzichten, wir können ja ohnehin nichts daran ändern. Doch so einfach ist die Sache nicht. Denn natürlich wirkt sich das, was wir tun, auf die weiteren Ergebnisse aus. Und selbst, wenn man unterstellt, alles wäre vorbestimmt, so bezöge sich das natürlich auch auf unser tägliches Tun. Würden wir es unterlassen, wäre die Vorbestimmung unterbrochen. Eine vertrackte Situation.

Nehmen wir etwa einen Hochleistungssportler. Erbfaktoren, unermüdliches Training und vor allem die Leidenschaft, dass er ausgerechnet in seinem Sport herausragende Fähigkeiten entwickelt hat. Damit wäre seine Begabung vorbestimmt. Wenn er allerdings nichts dafür tut, seine Begabung weiter auszubauen, wird aus ihm auch kein Hochleistungssportler.

Das führt zu einem Problem, wenn man die Herangehensweise von Profi-Sportlern versucht zu generalisieren. Tatsächlich haben erfolgreiche Sportler Fähigkeiten und Methoden entwickelt oder verinnerlicht, die dazu führen, Grenzen zu überschreiten, die andere nicht überschreiten (können). Doch die oft verbreitete Annahme, dies sei mit den richtigen Werkzeugen auch etwa im Berufsleben möglich, greift zu kurz.

Den eigenen Lebensstil erforschen

Zum einen ist es weder notwendig noch sinnvoll, dass wir alle Profi-Sportler werden oder deren Methoden übernehmen. Zum anderen spielt bei Veränderungen eine Rolle, was dahintersteht, also: der Lebensstil, die schöpferische Persönlichkeit, Gewohnheiten und Verhaltensmuster. All das wirkt bei dem, was wir tun, mit in den Prozess ein, und es wäre zu einfach, würde man diese individuellen Voraussetzungen ignorieren.

Die meisten Menschen können sehr viel mehr leisten, als sie selbst glauben. Doch um herauszufinden, wie das geht, muss ein individueller Weg bestritten werden. Meist beginnen unsere Veranlagungen; Begabungen und Talente bereits in der frühen Kindheit. Kinder lernen ihre Umwelt kennen und entwickeln neben der eigenen Wahrnehmung Strategien, um sich selbst einen Platz in der Welt zu sichern. Einen Platz, an dem sie sich wohl und sicher fühlen. Einen Platz, von dem aus alle weiteren Entwicklungen gestaltet werden können.

Die Weltanschauungen und Überzeugungen eines Menschen sind jedoch nicht nur das Ergebnis seiner Umwelt. Sie sind ebenso ein schöpferischer Prozess, der einem individuellen Bewegungsgesetz und einem persönlichen Navigationssystem folgt. Alfred Adler fasste diese Aspekte mit dem Begriff „Lebensstil“ zusammen. Damit setzte er gleich, dass es so viele Lebensstile wie Menschen gibt, dass also jeder einzelne Lebensstil auf seine ureigene Art und Weise funktioniert.

Die Prämisse erklärt zum Beispiel auch, dass sich Zwillinge unterschiedlich entwickeln, obwohl sie doch im selben Umfeld aufwachsen. Jedes der beiden Kinder entwickelt eigene Strategien, wie es sich an die Umgebung anpasst. So kann das Leben von Zwillingen sich unterschiedlich entwickeln, weil sie verschiedene Strategien entwickeln.

Denn unter Lebensstil wird in einer auf Leistung getrimmten Gesellschaft heute oft auch verstanden, Aussergewöhnliches vollbringen zu müssen, besser sein zu müssen als andere, als die Konkurrenz. Da der Lebensstil im Unbewussten wirkt, begleitet er den Menschen sein Leben lang. Erst, wenn dieser Lebensstil aus dem Unbewussten hervorgeholt werden kann, ist eine Veränderung möglich.

Erfolg durch Gleichförmigkeit?

Ans Licht gebracht: das Unbewusste

Heute ist es nichts Besonderes mehr, vom Unbewussten zu sprechen. Doch zu Zeiten von Alfred Adler und Sigmund Freud war das anders. Sie waren – neben Gustav Jung – diejenigen, die die Tiefenpsychologie entwickelten. Diese Form der Psychologie nimmt an, dass das Unbewusste den Menschen in seinem Denken, Fühlen und Handeln massgeblich beeinflusst.

Dadurch entstehen innere Programme, derer wir uns nicht bewusst sind, und die wir dementsprechend auch nicht steuern oder beeinflussen können. Um das Leben aber bewusst gestalten zu können, ist es unabdingbar, sich das Unbewusste „nach vorn“ zu holen. Denn sowohl der Lebensstil nach Adler als auch die „leitende Fiktion“, von der er neben anderen Begriffen sprach, führen dazu, die Welt durch eine Art Brille zu sehen.

Das führt teils zu einer verzerrten, aber sicher zu einer eingeschränkten Wahrnehmung der Welt. Wir kennen das aus dem Alltag: Wir alle suchen nach Aspekten, die unsere eigene Sicht auf die Welt bestätigen. Je länger wir das tun, desto mehr verfestigt sich unsere Wahrnehmung.

Der Lebensstil beschreibt das schöpferische Selbst

Alfred Adler verwendete für diese Wahrnehmung auch Begriffe wie Leitpunkt, Leitbild oder Lebensplan. Doch der Sachlage am nächsten kommt sicherlich der Begriff der Fiktion. Das Verhalten des Menschen ist darauf ausgerichtet, das, was wir Wirklichkeit nennen, zu konstruieren, als etwas Erdachtes zu erleben. Daraus ergibt sich die Schwierigkeit, zu überprüfen, ob wir die „wirkliche“ Wirklichkeit sehen oder nur das, was wir glauben, für die Wirklichkeit zu halten.

Wie auch immer ein Mensch sich verhält, es ist Ausdruck seines Lebensstils. Treffend formulierte Adler: „Wir kommen so zum Schluss, dass jeder seine ‚Meinung‘ von sich und den Aufgaben des Lebens in sich trägt, eine Lebenslinie und ein Bewegungsgesetz, das ihn festhält, ohne dass er es versteht, ohne dass er sich darüber Rechenschaft gibt. Dieses Bewegungsgesetz entspringt dem engen Raum der Kindheit… Die Richtung und die gerichtete Ausnützung … ist das künstlerische Werk eines Kindes.“ (Adler 1997:36)

Vom Handlungsautomaten zum handelnden Menschen

Auf der einen Seite ist der Mensch auf Routinen angelegt, auf Wiederholungen, die beim Zähneputzen beginnen und bei der Art, sich abends ins Bett zu legen, enden. Dazwischen liegt eine Vielzahl von weiteren Routinen, die uns Sicherheit geben. Daran ist nichts verwerflich, denn wir brauchen Vertrautheit, sie schafft Sicherheit, oder zumindest das Gefühl davon.

Auf der anderen Seite stecken wir gewissermassen in unseren eigenen Bewegungsgesetzen fest, werden quasi zu Handlungsautomaten. Je unbewusster wir unser Leben gestalten, desto schwieriger wird es, aus bestimmten Mustern und Rahmen auszubrechen. Je fester wir in uns unsere Weltbilder und Anschauungen festzurren, desto problematischer wird es, andere Perspektiven einzunehmen.

Die Art, wie heute in vielen sozialen Medien „diskutiert“ wird, macht deutlich, wie eingeschränkt wir häufig argumentieren. Stossen wir auf von unserer Meinung abweichende Ansichten, legen wir uns reflexhaft unsere Argumente zurecht und vergessen dabei, dem Gegenüber zuzuhören. Dieses Phänomen ist auch den Algorithmen der sozialen Medien geschuldet, die darauf abzielen, uns Inhalte anzubieten, die unserem Weltbild entsprechen.

Damit befinden wir uns in einem Teufelskreis, weil wir einerseits davon ausgehen, dass viele andere Nutzer unsere Meinung teilen. Und weil wir andererseits mit Meinungen, die uns fremd oder für uns neu sind, gar nicht erst konfrontiert werden. So wird es uns faktisch unmöglich gemacht, vom eigenen Standpunkt abzurücken und die eigene Wahrnehmung kritisch zu hinterfragen. Immer wieder zeigt sich in sozialen Medien, dass Diskussionen unmöglich sind, weil – auch das bedingt durch die Algorithmen – Standpunkte aufeinandertreffen, die so weit voneinander entfernt sind, dass ein konstruktiver Diskurs unmöglich ist.

Für die Ergründung des Unbewussten ist jede Form der Einengung der eigenen Perspektive – egal, ob aus uns heraus oder animiert durch äussere Faktoren – kontraproduktiv. Nur wer neue Sichtweisen zulässt und sich mit ihnen beschäftigt, kann den Schleier des Unbewussten heben. So lange wir nicht dazu bereit sind, unsere Perspektive zu wechseln, stecken wir fest in einer Art Gefängnis, und wir sind nicht in der Lage, dieses zu verlassen, ohne aktiv dazu beizutragen. Es war Albert Einstein, der das Dilemma auf den Punkt brachte, als er sagte: „Im Raum des Problems finden wir keine Lösungen.“

Ebenfalls lange Zeit Einstein zugeschrieben wurde der folgende Satz: „Die Definition von Wahnsinn ist, immer wieder das Gleiche zu tun und andere Ergebnisse zu erwarten.“ Allerdings konnten Forscher in Einsteins Werk diese Aussage nicht finden, und es ist zu vermuten, dass sie eher den Erkenntnissen Freuds über Zwangsstörungen zuzuordnen ist. An der Kernaussage ändert das jedoch nichts. So lange wir durch die eigene Betroffenheit in einer Wahrnehmung des Nicht-Wahrhaben-Wollens oder -Könnens gefangen sind, wird ein neuer Blick verhindert.

Die herausragende Bedeutung der Kindheit in der Individualpsychologie

Nicht alles, was uns in der Kindheit widerfährt, ist später nicht mehr korrigierbar. Wäre dem so, wären zahlreiche Menschen wohl endgültig verloren. Viele Menschen mit einer schwierigen Kindheit sind dennoch in der Lage, sich später positiv zu entwickeln und starke und selbstbewusste Persönlichkeiten zu werden.

Dennoch: In der Kindheit entscheidet sich vieles, das auf den weiteren Verlauf des Lebens Einfluss nimmt. Alfred Adler sprach von „ersten Erfolgen“, wobei das nicht zwingend bedeutet, dass alles bestens laufen muss. Denn im (vermeintlichen) Einklang mit der Welt entscheidet sich das Kind, wie es das frühere Handeln bewertet und zukünftiges Verhalten gestaltet. Es entwickelt also ein Bewegungsgesetz, und wenn das der kindlichen Wahrnehmung nach funktioniert, wird es fortgesetzt. Dabei spielt es jedoch keine Rolle, ob das Verhalten von der Umwelt des Kindes als nützlich oder störend empfunden wird. Was als Erfolg gewertet wird, wird fortgesetzt.

Auf diese Weise entsteht ein Leitbild, das sich konstruktiv oder destruktiv auf den weiteren Verlauf des Lebens auswirken kann.

Ziele der psychosozialen Beratung

Von Alfred Adler kommt die Erkenntnis, dass man einen Menschen erst kennt, wenn man sein Leitbild kennt. Vorher ist man weder in der Lage, den Menschen zu verstehen, noch lässt sich sein Verhalten in bestimmten Situationen vorhersagen. Doch das Leitbild eines Menschen behindert ihn auch selbst, wenn es die Verhaltensmöglichkeiten und somit auch seine eigene Freiheit einschränkt.

In einem Beratungsgespräch geht es daher darum, dass der psychosoziale Beraterin / der psychosoziale Berater, das Leitbild aufzudecken und dem Klienten zugänglich macht. Im nächsten Schritt kann es eine Form der Befreiung von genau diesem Leitbild geben, neue Perspektiven entstehen.

Wie bereits ausgeführt, ist das Leitbild eines Menschen nicht per se positiv oder negativ. Der persönlichen Logik und den individuellen Erfahrungen zufolge ist es aber fast immer nützlich bzw. wird als nützlich wahrgenommen. Wenn das Leitbild der Gesellschaft dienlich ist, kommt der Mensch sich nützlich vor. Doch die Leitlinie kann auch destruktiv sein und den Menschen dazu bewegen, anderen Schaden zuzufügen.

Häufig ist es gar nicht so einfach, überhaupt zwischen einem nützlichen und nicht nützlichen bzw. zwischen einem konstruktiven und destruktiven Leitbild zu unterscheiden. Was auf den ersten Blick gesellschaftlich anerkannt und als nützlich betrachtet wird, muss, wenn man dahinter blickt, nicht tatsächlich so sein.

Werfen wir noch einen weiteren Blick auf das Leitbild eines Menschen und die Frage, ob es konstruktiv oder destruktiv ist. Wenn wir es positiv assoziieren, stellt sich die berechtigte Frage, was denn daran falsch sein soll. Ist das Leitbild eines Menschen positiv und sind seine Handlungen gesellschaftlich anerkannt, gibt es doch scheinbar gar keinen Grund, daran etwas zu ändern. Es „funktioniert“ ja schliesslich. Doch stellen wir uns in diesem Zusammenhang einmal eine narzisstisch gestörte Führungskraft vor.

Eine solche Führungskraft kann viel Anerkennung erfahren und vermeintlich sehr erfolgreich sein. Doch Narzissmus steht einem langfristig erfolgreichen Führungsstil meist im Weg, aus der gesellschaftlichen Anerkennung kann das Gegenteil erwachsen, das gesamte Konstrukt fällt in sich zusammen.

Dazu eine kleine Anekdote:

Eine Psychotherapeutin berichtete von ihrer ersten Sitzung mit einem narzisstisch gestörten Patienten. Zu Beginn der Sitzung fragte sie ihn, wo er denn ansetzen würde, wo er sein grösstes Problem sehe. Seine Antwort war bezeichnend: „Ich habe überhaupt kein Problem, die anderen haben es.“

Die Leitlinie dieses Narzissten scheint oberflächlich betrachtet einwandfrei zu funktionieren, er ist mit sich zufrieden. Lediglich sein Umfeld empfindet er als so defizitär und unfähig, dass es ihm Kopfschmerzen bereitet. So lange dieser Mensch nicht bereit und in der Lage ist, einen Blick in den Spiegel zu werfen und seine Wahrnehmung auf den Prüfstand zu stellen, wird sich an seiner Leitlinie nichts ändern. Gesellschaftlich wertvoll und nützlich ist sie zudem nur auf den ersten Blick. Schaut man hinter die Kulisse, schadet sich der Narzisst selbst und seinen Mitmenschen ebenfalls.

Die Selbstoptimierung braucht das Unbewusste

Alltagssprachlich beschreibt die Selbstoptimierung den kontinuierlichen Prozess der ständigen Verbesserung. Ist dieses Ziel möglich und sinnvoll? Oder braucht es mehr? Der Lebensstil eines Menschen ist also wie ein roter Faden, der dafür sorgt, dass er in immer wieder ähnliche Verhaltensweisen verfällt. Die Aufgabe einer psychosozialen Beratung besteht also darin, Klienten dahingehend zu unterstützen, Bisheriges zu überprüfen und aus neuen Blickwinkeln zu betrachten. In diesem Sinne ist Berater/in im Psychosozialen Bereich (HFP) ein Beruf, welcher sich an Menschen richtet, die Klienten beraten und begleiten wollen. Hierzu kann durch den berufsbegleitenden Lehrgang “Psychosoziale Beratung” an der Akademie für Individualpsychologie in Kloten die notwendinge Berufskompetenz aneigenet werden. Die Akademie für Individualpsychologie bildet seit 15 Jahren kompetent und erfolgreich aus. In dieser Ausbildung lernen Sie die Inhalte und Methodik der Individualpsychologie kennen und anwenden. Die Lebensstilanalyse gibt Ihnen die notwendige Kompetenz, denn es gibt dabei faktisch kein Leitbild, das nicht eine Überprüfung verdienen würde und zum Positiven korrigierbar wäre.

 

 

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