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Psychologische Beratung: Trigger erkennen und verändern

Psychologische Beratung: Trigger erkennen und ins Positive umkehren

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Dieser Ratgeber-Artikel möchte Ihnen ein wichtiges Konzept der individualpsychologischen Beratung nach Alfred Adler vorstellen: die Lebensstilanalyse. Sie kommt sehr oft in Beratungsprozessen zum Einsatz, weil sie den roten Faden im Verhalten einer Person aufzeigt. Anders formuliert: Eine Lebensstil-Analyse erklärt, warum jemand auf bestimmte Situationen so reagiert, wie sie oder er tut und welche unerkannte Absicht dahintersteht. Diese Absicht ist meist unbewusst und basiert auf Glaubenssätzen, die sich vor allem während der Kindheit entwickeln. Im Alltag aktivieren Trigger diese Glaubenssätze und das dazugehörige Gefühl und Verhalten. Mit den Erkenntnissen aus der Lebensstilanalyse unterstützen Sie Ratsuchende dabei, ihr Leben in eine positive Richtung zu lenken.

Trigger verstehen: Ursprung der Glaubenssätze

Wenn Sie Menschen danach fragen, können die meisten davon berichten, dass sie etwa der Duft eines Parfüms oder ein Song innerlich aufwühlen. Was viele nicht wissen: Häufiger als Düfte oder Klänge sind es Worte, die sie triggern.

Triggerpunkte resultieren aus schmerzhaften Erfahrungen oder aus Sätzen, die eine Person während der Kindheit gehört und für sich als «Wahrheit» angenommen hat. Ein weitverbreitetes Beispiel: «Du hast zwei linke Hände.»

Auch die Atmosphäre innerhalb der Familie spielt eine Rolle. Sie kann motivieren und inspirieren oder Angst bzw. Druck auslösen. Dieser früh erworbene Lebensstil spielt erfahrungsgemäss eine grosse Rolle im weiteren Leben einer Person – mehr oder weniger bewusst.

Hinzu kommt, dass das Kind mit seiner privaten Logik eigene Schlüsse aus dem Gehörten und Erlebten zieht. Das Familienmotto «Wir sind immer die Aussenseiter» kann die Tochter motivieren sich daraus zu befreien, während der Sohn sich dieser Position ausgeliefert fühlt und sich als Opfer der anderen sieht.

Psychosoziale Berater*innen gehen diesen Ideen, Muster und Handlungen auf den Grund. Nur so gelingt es, Ratsuchende zu verstehen und Lösungswege für herausfordernde Lebenssituationen zu erarbeiten.

Lebensstilanalyse: Ursachenforschung statt Suche nach Schuldigen

Kennen Sie das? Ihr Kind klettert vor Ihren Augen ein Gerüst hinauf. Sie wollen einen Sturz vermeiden und rufen: «Steig nicht zu hoch hinauf, das ist gefährlich. Du fällst sonst hinunter.» Der Hinweis ist fürsorglich gemeint, jedoch schränkt er den Nachwuchs ein. Im schlimmsten Fall verunsichern Sie Ihr Kind mit dieser Äusserung. Es kann sich nicht mehr konzentrieren und rutscht tatsächlich ab. Ein klassischer Fall von selbsterfüllender Prophezeiung.

Sagen Sie stattdessen: «Du machst das hervorragend denn du stellst deine Füsse langsam und sicher auf die Sprossen und mit den Händen hältst du dich fest. Super. Versuche, einige Tritte herunterzuklettern. Jetzt kann ich dich noch festhalten, falls du unsicher wirst. Sehr gut. Nun steig wieder etwas hoch, wenn du magst.»

Wir alle tragen angstauslösende Sätze mit uns herum. Sie stammen überwiegend aus Kindertagen. In dieser Zeit suchen wir unseren Weg, die Erwachsenen aus unserem Umfeld sind unsere Vorbilder. Wir bewundern sie und glauben, sie können alles und wissen alles.

Dass auch Erwachsene irren, erkennen wir erst später. Es geht deshalb nicht darum, Eltern, Grosseltern oder Lehrer*innen an den Pranger zu stellen, sondern die destruktiven Aussagen zu entlarven, um sie ins Positive umzukehren.

Lebensstilanalyse: Ursachenforschung statt Suche nach Schuldigen

Trigger aktivieren Blockaden und zeigen innere Grenzen  

Verbote und Hinweise wie «das ist gefährlich» oder «du bist zu ungeschickt» erzeugen innere Grenzen, die bis ins Erwachsenenleben hineinwirken. Sie drücken sich bei jeder Gelegenheit im inneren Dialog aus. Beim neuen Jobangebot hören wir eine innere Stimme, die uns zuraunt: «Ich kann das nicht!”» Wir werden unsicher und zweifeln an unserer Kompetenz. 

Eric Berne, der Begründer der Transaktionsanalyse, schreibt treffend: «Die Tragödie bzw. die Komödie des menschlichen Lebens besteht darin, dass das Leben bereits von einem Kleinkind im Vorschulalter geplant wird, einem Wesen, das nur eine sehr begrenzte Kenntnis der grossen Welt draussen hat und dessen Herz überwiegend mit Dingen angefüllt ist, die es von seinen Eltern erfahren hat. Dieses Kind kann Fakten nicht von Selbsttäuschungen unterscheiden, und sogar die alltäglichsten Ereignisse erscheinen verzerrt.» Quelle: Berne, Eric (2014): Was sagen Sie, nachdem Sie «Guten Tag» gesagt haben. Fischer-Verlag.)

Alfred Adler sprach von Lebensplan, Lebensstil oder der leitenden Idee. Seine jüngeren Zeitgenossen, etwa Viktor Frankl oder Eric Berne, integrierten dieses Konzept in ihre eigenen Ansätze.

Individuelle Schöpferkraft versus Trigger

Alfred Adlers Individualpsychologie basiert auf einem positiven Menschenbild. Das folgende Zitat bringt es auf den Punkt: „Jeder Mensch kann alles, solange er sich selbst keine Grenzen setzt.“ Damit drückt er aus: Menschen können Höchstleistungen vollbringen, wenn sie gezielt an ihren Stärken arbeiten.

Die Analyse von Stärken und Schwächen im Zusammenhang mit dem Lebensstil stellt uns vor eine Herausforderung: Unser Umfeld ist Teil unserer Identität. Dies ist uns nicht bewusst, daher hinterfragen wir daraus resultierende Verhaltensweisen nicht und reagieren automatisch auf äussere Trigger.

Darüber hinaus verfügen wir alle über ein einzigartiges Selbstbild und haben eine Vorstellung davon, wie wir mit dem Leben umgehen. Auch diese Überzeugungen beeinflussen unser Dasein unbewusst, deshalb bestätigen und verstärken sie sich unbemerkt. Eine negative Selbsteinschätzung beispielsweise bestimmt unseren inneren Dialog und lähmt unser Handeln. Wenn wir nicht aktiv werden, können wir keine Erfolge erzielen. Ein Teufelskreis, in dem sich das negative Selbstbild selbst verstärkt.

Übrigens: Diese Art der Selbstgespräche muss nicht sinnvoll oder logisch sein. Für den jeweiligen Menschen sind sie „normal“, deshalb stellt er sie nicht infrage.

Es geht ans Eingemachte: innere Programme erkennen

Im Rahmen eines psychosozialen Beratungsgespräches erzählt Hanna Z. wiederholt von ihrer Reaktion auf Lob ihrer Vorgesetzten. Sie fühlt sich nicht gemeint und glaubt, das positive Feedback nicht annehmen zu können.

Der Berater führt sie an die Wurzel dieses Verhaltens. Er fragt: «Woher könnte ihr Verhalten stammen? Von wem haben Sie es abgeschaut?» Hanna Z. erinnert sich an folgende Begebenheiten: Ihr Grossvater war ein begnadeter Schnitzer. Für seine liebevoll gearbeiteten und detailgetreuen Krippenfiguren war er weithin bekannt. Sobald jemand Bewunderung ausdrückte, blickte der Künstler verschämt und wortlos zu Boden. Frau Z. verbrachte viel Zeit bei ihrem Opa in der Werkstatt und lernte durch Beobachtung, «wie man auf Lob reagiert». Das Verhalten des Grossvaters wurde Teil der privaten Logik von Frau Z.: «Lob ist unangenehm und deshalb abzublocken.»

Durch die gemeinsame Arbeit versteht Hanna Z. ihre Reaktion und kann ihre Haltung aktiv verändern. Eine Möglichkeit wäre, folgenden Glaubenssatz zu etablieren: «Ehrlich gemeinte Anerkennung nehme ich freudig an.»

Lebensstilsätze bieten Sicherheit und halten sich deshalb hartnäckig

Glaubenssätze helfen, das Leben zu strukturieren. Sie bieten Orientierung und Sicherheit. In vielen Situationen gilt es, schnell zu reagieren. Dass Sie als Fussgänger*in an einer Ampel automatisch stehen bleiben, ist sinnvoll. Die innere Überzeugung, dass es gefährlich ist, eine rote Ampel nicht zu beachten, kann Sie vor einem Unfall bewahren. Die Einstellung von Frau Z. aus dem obigen Beispiel dagegen sabotiert ein Stück Lebensglück.

In der Lebensstilanalyse können Ratsuchende destruktive oder überholte Glaubenssätze analysieren. Der geschulte Blick erfahrener Berater*innen bringt Überzeugungen ans Licht, die der Person selbst nicht bewusst zugänglich sind. Zusätzlich ermutigen Lebensberater*innen ihr Gegenüber, innere Grenzen zu sprengen. Sie wissen aus eigener Erfahrung, dass jeder Mensch sabotierende Lebensstilsätze in sich trägt und über das Potenzial verfügt, sie ins Positive umzukehren. Eine wertvolle Chance für nachhaltige Veränderung im Leben.

 Selbstcoaching: Trigger erkennen und Glaubenssätze verändern

Selbstcoaching: Trigger erkennen und Glaubenssätze verändern

Wir möchten, dass möglichst viele Menschen von Alfred Adlers Konzept profitieren, individuelle Trigger wahrnehmen und dahinterliegende Glaubenssätze verändern. Für diesen Entwicklungsweg empfehlen wir das Buch «Ich bin mein eigener Coach», das im Springer Verlag in der 3. Auflage erschien. Dieser Bestseller ist zweimal in den Schweizer Top-Ten der besten Wirtschaftsbücher des Jahres gelandet und wurde an der Frankfurter Buchmesse vorgestellt.

Das Sachbuch bietet übersichtliche, verständliche Informationen zu den vier Grundrichtungen der Persönlichkeit nach Individualpsychologie. Damit leistet es einen wichtigen Beitrag zum Erkennen von Lebensstil und Glaubenssätzen.

Das Buch bietet wertvolle Lebensstil-Impulse für die Selbstreflexion und die Selbsterfahrung, um das eigene Denken, Fühlen und Handeln zu hinterfragen und zu analysieren.

Ein Hinweis für psychologische Berater*innen, Coach*innen: Das Buch wird durch das Online-GPI®Testverfahren ergänzt. Sie möchten dieses in Ihrer Beratung anwenden? Dann werden Sie GPI®-Coach und profitieren Sie von unserem zweitägigen Intensiv-Seminar «Von der Selbstsabotage zu Selbstbestimmung».

Und nun etwas Praxis zu möglichen Triggern. Lesen Sie die folgenden Aussagen:

  • Nimm dich ein bisschen zurück.
  • Du solltest mal wieder zum Coiffeur, etc.
  • Was habe ich alles für dich getan, Du bist undankbar.
  • Nimm dir ein Beispiel an deinem Bruder/deiner Schwester.
  • Deine Welt ist noch so klein…
  • Ich brauche ja nichts…
  • Kannst du das denn?
  • Was sollen die Nachbarn denken.
  • Du hältst dich wohl für etwas Besseres.

Notieren Sie sich bitte zwei eigene Sätze, bei denen Sie sich ärgerlich, traurig, hilflos oder schuldig gefühlt haben. Vielleicht ist Ihnen auch ein persönliches Beispiel eingefallen, das sie negativ aufwühlt?

Welche Bilder, Menschen oder Situationen verbinden Sie mit diesen Sätzen? Sind die Aussagen für Sie heute noch relevant und nützlich?

Stellen Sie sich vor, Ihre Mutter erklärt Ihnen bei jedem Besuch, dass Sie es im Leben nicht so weit gebracht hätten, wie Ihre Schwester. Bereiten Sie sich auf den Trigger-Satz: «Nimm dir ein Beispiel an Caro.» vor welcher bei Ihnen wahrscheinlich ein Gefühl des «nicht genügen» hervorbringt. Wie haben Sie bisher reagiert? Beleidigt, rebellierend, hilflos «sie hat ja so recht»? Überlegen Sie nun, welche Gedanken oder inneren Bilder Ihnen in dieser Situation eine Ich-Stärke vermitteln. Vielleicht hilft ein Satz wie: «Ich bin eine erwachsene Frau und bestimmte selbst, wofür ich in meinem Leben Energie aufwende.» Manche Menschen finden in Bildern mehr Halt als in Worten. Stellen Sie sich vor, der Vorwurf prallt von Ihrem Körper ab und zerplatzt wie eine Seifenblase. Finden Sie Ihr Bild.

Damit haben Sie einen ersten Eindruck gewonnen, wie eine Lebensstilanalyse funktioniert.

Gut zu wissen – die Individualpsychologie ist Tiefenpsychologie

Gut zu wissen – die Individualpsychologie ist Tiefenpsychologie

Sie basiert auf einem wertschätzenden Menschenbild, ist transparent, authentisch und auf soziale Gleichwertigkeit ausgelegt. Anders ausgedrückt: Individualpsychologische Berater*innen betrachten jeden Menschen als einzigartiges Wesen, das über ausreichend schöpferische Kraft verfügt, um sein Leben aktiv zu gestalten. Alfred Adlers Konzept geht davon aus, dass Menschen Fehler machen und Selbstsabotage einen unvermeidbaren Teil menschlicher Erfahrung darstellt. In der Folge fühlt sich die Person minderwertig und entmutigt. In der Beratung werden Trigger herausgearbeitet, auf ihre aktuelle Bedeutung hin bewertet und umformuliert. Dieser Weg ermutigt die Ratsuchenden und stärkt ihr Selbstvertrauen.  

Eine Einladung: Mut zur Selbsterkenntnis

Ich möchte Sie ermutigen, zum liebevoll-aufmerksamen Beobachter zu werden. Wohin entwickelt sich Ihr innerer Dialog, in der Aufwärts- oder Abwärtsspirale? Werden Sie zum aktiven Gestalter und bestimmen Sie selbst den Weg Ihres Lebens.

In der Ausbildung zum*r individualpsychologischen Berater*in schärfen Sie im ersten Schritt Ihre Antennen für die eigenen Glaubenssätze. Sie lernen den eigenen Lebensstil kennen. Selbsterfahrung in Verbindung mit umfassendem theoretischem Wissen und hoher Beratungskompetenz erlaubt es Ihnen, im Dialog mit Ratsuchenden deren Lebensstilsätze zu erkennen, ihre Ausweichstrategien zu entdecken und ihre Kompensationen zu erfassen.

Sie können die Ausbildung ohne Matura absolvieren und haben die Möglichkeit, mit einer höheren Fachprüfung (HFP) abzuschliessen. Ihre Fragen beantworten wir gerne. Senden Sie uns eine Nachricht über unser Kontaktformular.  

 

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